Genesys XP
Test pubblicato su Tastenwelt (DE) | in Tedesco


April 2005

Wahrend viele Workstations meist auch in einer rackversion erhaltlich sind, ist die Auswahl an tastaturlosen Expandern für den Entertainer eher rar geworden, sieht man einmal von den reinen MIDI-File-Playern ab. Bisher waren es vor allem Ketrons XD3 und Midjay, die in diesem Segment zur Wahl standen. Nun schickt auch GEM einen interessanten Kandidaten in rennen.

Konzept
Die Einsatzmöglichkeiten des Genesys-Expanders sind vielfältig: Wer besonders hohe Ansprüche an seine Tastatur stellt, kann beispielsweise von einem Digitalpiano aus das Arranger-Modul ansteuern, Auch der Einsatz mit dem MIDI-Akkordeon bietet sich an.
Das Gerät kombiniert Audio- und Styleplayer-Funktionen, Ähnlich wie bei Ketrons Midijay lassen sich also Audio-files im Wave- und MP3-Format abspielen sowie vielerlei typen von MIDI- und karaoke-Files wiedergeben. So ist das Gerät ab Werk mit einer 20 Gigabyte fassenden Festplatte, Ausgängen im Composite- und S-Video-Format und einem CD-RW-Brenner ausgestattet. All dies sind Features, die bei anderen Herstellern für viel Geld nachgekauft werden müssen, aber sich natürlich auch im preis des GEM-Geräfs niederschlagen. Sogar ein Mikrofon der Schwesterfirma LEM ist beigelegt, das als Einsteiger-, Reserve-oder Ansagemikrofon gute Dienste leisten kann. Hauptunterschiede zur Tastaturversion sind die etwas reduzierte Zahl der Bedienelemente sowie das eingebaute DVD-CD/RW-Laufwerk.

Outfit
Ausgeliefert wird das Gerät in einer praktischen Transport-Tasche, in der auch Kabel und Notenmappen Platz rinden. Dass serienmäßig MIDI-Kabel und TV-Verbindungskabel beiliegen, passt zum Konzept der Vollausstattung. Außerdem sind zwei CDs mit dem Betriebssystem sowie 266 Songs im GEM-Format und 10 Karaoke MP3s dabei. Mit 11 kg ist das Gerät zwar gut transportabel, aber auch kein Leichtgewicht.
Die Anschlussvielfalt freut den Praktiker: Neben den standesgemäßen vier Ausgängen (ein Stereo-Hauptausgangspaar und zwei zuweisbare Einzelausgänge) lassen sich Sustain- und Volumen-Pedal sowie noch zwei weitere Schweller oder Taster anschließen. Lobenswert außerdem: Das GEM hat 6-fach-Pußtaster im Programm, von denen sich bis zu drei anschließen lassen, was dann in der Summe 18 Pußtaster ergibt.
Zwei Audio-Eingänge stehen im Klinkenfonnat (zweimal Line oder Line+Mikro) mit regelbarer Vorverstärkung für den Mikrofoneingang zur Verfügung. Besondere Erwähnung verdienen die ab Werk enthaltenen TV-Anschlüsse (Composite und S-Video), sowie Anschlüsse für Computer-tastatur und serielle Schnittstelle zum PC. Der externe monitor kann wahlweise das Display oder die Texte anzeigen. Ein USB-Anschluss ist allerdings nicht vorhanden, wird sich aber in Kürze über die Firma Musitronics (OpenDNS nachrüsten lassen. Ein SCSI-Interface lässt sich ebenfalls problemlos nachträglich einbauen. Wenngleich dieses Format zunehmend aus der Mode kommt, hat doch mancher Musiker noch größere Sampie-Bestände auf SCSI-Medien, MIDI-in/out/through sind jeweils einmal vorhanden.
Die Bedienobeifläche bietet das von der Tastaturversion gewohnte Bild, wirkt aber noch aufgeräumter - die einzelnen Tastergruppen sind etwas voneinander abgesetzt. Das zweifarbige Display ist im Gegensatz zur Tastatur-Variante nicht aufklappbar. An dessen Seiten befinden sich je acht Taster zur Auswahl der Bildschirminhalte. Links unten am Bedienfeld befinden sich die Fader, mit denen die Lautstärken von HD-Audio, MP3, CD und Style-Sektion sowie die Gesamtlautstärke des Instruments geregelt werden. Daneben liegen die Style-Controls, also die Taster für Intros, Endings und Fills. Die gewohnten Taster für Keyboard-Mode bestimmen die Zonen der Akkorderkennung. Rechts darüber liegen die vier Navigationstaster und das Datenrad. Die Pultversion kommt insgesamt mit etwas weniger Bedienelementen aus; so Blöcke zur Auswahl von Styles und Sounds nur noch ein gemeinsamer Block. Die vier Pad-Taster und Steuerungsfunktionen für den Audioplayer liegen in der Mitte des Geräts. Transponieren lässt es sich unkompliziert mit Tastern für Halbton- oder Oktav-Verstimmung. Laufwerk-, MIDI- und Systemfunktionen werden auf der linken oberen Seite ausgewählt. An der Vorderseite der Workstation sind zwei kopfhöreranschlüsse sowie die beiden Laufwerke untergebracht. Mit dem rechts neben dem Diskettenschacht eingebauten DVD/CD-RW-Laufwerlt lassen sich programme und samples einlesen sowie Audio-CD-Titel in WAV-Files umwandeln. Darüber hinaus kann man damit aber auch Daten- und sogar Audio-CDs brennen. Dadurch lässt sich der fehlende USB-Anschluss zum Datenaustausch mit dem Computer weitgehend verschmerzen- Ein besonderes Highlight ist auch die Möglichkeit, DVDs abzuspielen. In Verbindung mit einem externen Monitor und Karaoke-MP3-Files (mit integriertem Text) eignet sich das Gerät damit hervorragend für karaoke-zwecke, denn so können waltige Mengen von Titeln ohne großen Umweg über die Festplatte nachgelegt werden. Der RAM-Speicher wird von einer Batterie gepuffert, nach bewährter GEM-Manier von einem wiederaufladbaren Akku. Dies hat zur Folge, dass beim ersten Einschalten Daten von der Festplatte in den Speicher geladen werden müssen. Ist die Batterie aufgeladen (in der Regel nach 24 Stunden am Netz), entfällt diese zeitraubende Prozedur. Ist der Akku allerdings leer, sind auch die Daten verloren, sofem man sie nicht vorher auf Festplatte oder CD gesichert hat.

Klangerzeugung
Der Klangspeicher fasst 128 MB, darunter 96 MB ROM und 32 MB Sample-Speicher. Die Polyphonie liegt bei ausreichenden 64 Stimmen. Die Klangformungsmöglichkeiten sind nicht nur für ein Arranger-Keyboard außerordentlich umfangreich, auch die Vielfalt der Sample-Formate, die importiert werden können, ist ungewöhnlich, Roland-, Kurzweil- und Akai-Format in Kombination beherrscht sonst kein anderes Arranger-Keyboard. Die Klangqualität der mitgebrachten 1600 Werk-Sounds ist durchweg gut. Das Klavier-Preset beruht auf einem Sample des Fazioli-Flügels F308(R) mit brillanten Höhen, was für Durchsetzungsfähigkeit im Arrangement bürgt. Wer es lieber etwas

dunkler und zurückhaltender hätte, findet einige Alternativen in der Soundbank ''Piano''. Vier Effekte lassen sich gleichzeitig ansprechen. Spielt man mit der Begleitautomatik, sind je zwei für live gespielte und Style-Spuren. Für MIDI-Files stehen alle vier Effekte pro Spur zur Verfügung. Vocal-Genius heißt der Harmonizer-Effekt bei GEM. Er bietet vier Begleitstimmen, die im Chord- oder Unison- Mode arbeiten können. Im ersten Fall werden die typischen Choreffekte erzeugt. Der Unison-Modus dient dazu, die Stimme durch künstlich erzeugte Dopplungen.

File-/Style-Player
Das GenesysXP wird ab Werk mit 128 Styles ausgeliefert, die das Standardreperoire gut abdecken. Weitere 128 Speicherplätze können frei belegt werden. So lassen sich von der Festplatte zum Beispiel die restlichen 128 Original-Styies des Keyboard-Modells nachladen. Die große Anzahl an freien User-Speichern erlaubt es aber auch, selbst erstellte, konvertierte oder gekaufte Styles hinzuzufügen.
MIDI-Files lassen sich problemlos wiedergeben, Lautstärken und Sounds der Parts ändern und das Ergebnis neu abspeichern. Es lohnt sich durchaus, MIDI-Files ins GEM-Hausformat umzuwandeln, erhält man doch dadurch die Möglichkeit, neben Texten auch Noten und Akkorde auf dem Display darzustellen. Der Audioplayer spielt auch direkt von CD. Um in Set-Pausen Hintergrundmusik externen CD-Spieler mitnehmen. Audio-CDs lassen sich grabben. Dadurch können einzelne Titel oder die ganze CD ausgelesen und als WAV-File auf der Festplatte gespeichert werden. Die Titel können allerdings nicht direkt in MP3s umgewandelt werden. Die MP3-Wiedergabe erlaubt es, riesige Mengen an Playbacks im platzspa-renden Audio-Format auf der Festplatte abzulegen. Sie können auch Texte per CD oder Diskette in das Gerät importieren und mit MP3-Piles verknüpfen. Diese werden dann zeilgleich abgespielt und passend geblättert, sofern die Seitenumbrüche entsprechend eingegeben wurden.

Praxis
In der Praxis funktionierte das Gerät reibungslos, Abstürze waren nicht zu verzeichnen. Die einzelnen Realtime-und Arranger-Spuren lassen sich schnell anwählen, allerdings würde man sich mehr Echtzeitregler (also etwa Lautstärke-Fader) wünschen. Zwar kann man das Verhältnis von live gespielten zu Style- oder Sequencer-Spuren mit einem Schieberegler ändern; ansonsten muss man aber den Umweg über die Mixer-Seite im Display nehmen. Um mit dem Expander zu spielen, müssen Sie lediglich eine Tastatur anschließen und das Genesys XP auf den gleichen MIDI-Sendekanal wie die Tastatur einstellen. Ab dann verhält sich das System wie eine Genesys-Tastaturversion. Ob Sie im linken Abschnitt Altkorde oder Manual-Bass spielen wollen oder ob die ganze Tastatur im Pianist-Mode zu Akkorderkennung genutzt werden soll, stellen Sie am Genesys XP mit den Keyboard-Mode-Tastem ein. Um bei Bedarf ein MIDI-Akkordeon anzuschließen, genügt es, die MIDI-Verbindung herzustellen und anschließend die Empfangskanäle anzupassen. Zwei separate Chord-Channels stehen für Bass- und Akkordknöpfe zur Verfügung. Der Diskant wird über den Common-Channel empfangen. Gut organisiert, verläuft ein Auftritt stressfrei. Auch dafür bietet das Genesys XP Lösungen: 1024 Memories, also Speicherplätze für Schnappschüsse aller getätigten Einstellungen, sind mehr als ausreichend. Files und Memories lassen sich außerdem mit der Database- Funktion und Playlists organisieren. Die Database ist ein mächtiges Hilfsmittel, mit dem Sie Titel ablegen und anschließend per Suchfunktion oder auch per Nummerneingabe abrufen können. Mit Playlists können Sie sich daraus für jeden Zweck die passende Abspiel-Reihenfolge als Set-Liste zusammenstellen.